FZR
Fasnacht im Härz

Zunftgeschichte

1920/1921
In einer Zeit grosser Arbeitslosigkeit taten sich ein Dutzend Männer zusammen und gründeten eine Besenbinder-Genossenschaft, um Geld zu verdienen. Zur selben Zeit stand die Fasnacht vor der Tür und es wurden die Geschäftstüchtigsten für den Verkauf der fabrizierten Besen engagiert. Dies geschah auf so originelle Weise, dass entschieden wurde, an der nächsten Dorffasnacht etwas aufzuführen.

1922/1923
So kam es, dass eine mexikanische Räuberbande das erste mal durchs Dorf zog. Ein mancher Einwohner stieg damals unter Bedrohung von Holzgewehren in den Keller, um die durstigen Kehlen der Banditen zu löschen.
Im darauf folgenden Jahr marschierte man dann unter dem Namen Krupp AG - die Zunft war geboren - als  Völkerbundsarmee mit einer Kanone und Soldaten aus diversen Ländern durchs Dorf. Die Kanone, die auf allen grossen Plätzen abgefeuert worden war, erreichte auf dem Fuchsrain wegen Überladung ein frühes Ende indem der Lauf zersprengt wurde.
Mit der Aufforderung,  nächstes Jahr wieder etwas auszuspielen, gaben ihnen Theodor Iten und Josef Waldmeier SFr. 7.00. Diese ersten Einnahmen wurden aber nicht auf der Bank sondern in "Tranksame" angelegt.

Die Gründer der Fasnachtzunft Ryburg, 1923 mit dem Sujet Völkerbundarmee und der Kanone von der «Krupp AG, Ryburg» (von links nach rechts): Böni Franz («Xavers»), Studer Karl, Geiger Willy, Studer Ernst sen. (1. Zunftmeister), Streiter Josef, Metzger Karl («Oskars»), Mahrer Otto («Adalberts»), Böni Walter («Anselms»), Booz Karl, Bickel Ernst, etwas hinten Böni Karl, Brogli Hans (Vater von Brogli Fridolin) oder Streiter Hans (?), mit Trommel der damals 14-jährige Studer Eugen.

1925
Kurz darauf kam der erste von der Zunft organisierte Umzug. Inzwischen zählte die Ryburger Fasnacht-Zunft rund 26 Teilnehmer, die das Sujet "Auszug der Wahabiten aus dem Lande Hetschas" ausspielten. Der Umzug fand grossen Anklang bei der Bevölkerung. Der Lohn bestand aus 2 kg Käse, 2 kg Speck und einem Dutzend Cervalats sowie Einnahmen von SFr. 17.50, welche auf der Bank angelegt wurden.

1931
Dieses Geld wurde nach sechs Jahren Ruhezeit als Startkapital für den nächsten Umzug verwendet. Wieder wurde mit "Zurück zur Natur - Auszug aus der Wüste Kalahari" ein exotisches Sujet gewählt.

1933
Zwei Jahre später fanden anstelle eines Umzuges zwei Zunftabende im Hotel Schiff und im Restaurant Metzger statt. Es wurden die ersten Schnitzelbänke in vollbesetzten Lokalen aufgeführt.

1935
Im erneuten Turnus von zwei Jahren zog man als "Internationale Tier- und Völkerschau" am Umzug durchs Dorf. Die FZR zählte bereits über 50 Mitglieder.

1940 bis 1945
Aufgrund des zweiten Weltkrieges fanden in dieser Zeit keine Umzüge statt. Allerdings liess man sich auch in diesen Jahren den Zunftabend nicht nehmen.

1946
Nachdem wieder Frieden eingekehrt ist, wurden die Umzüge nun regelmässig durchgeführt. Ein regelmässiger Umzugsteilnehmer war die Musikgesellschaft Möhlin. Der Morgenstraich wurde eingeführt und zum ersten Mal erschien unsere Schnitzelbankzeitung "D'Ryberger Moral-Tante".
Interessante Aussagen findet man in den Protokollen aus diesen Jahren. So zum Beispiel, dass sobald das Vermögen ein gewisses Niveau erreicht hat, das Geld in Form eines Fonds für eventuelle Defizite oder für ein Mitglied in finanzieller Notlage, angelegt werden soll. Oder auch, wer ein Sujet vor der Fasnacht verrät, wird aus der Zunft ausgeschlossen.

1947
Zum ersten Mal traten unsere Tambouren in Erscheinung. Ausserdem wurde ein Teil der Vereinsgewinne jeweils für einen guten Zweck gespendet.

1949
Am 12. Januar gründeten sich unsere Gugger und einen Monat später am 12. Februar erblickte man zum ersten Mal den Bürkligeist.

1951
Es wird über den Verkauf von Plaketten abgestummen. Die Idee wurde jedoch verworfen und Kartonabzeichen bevorzugt. Drei Mal wurde die Fasnachtseröffnung durchgeführt: am 1. Faisse auf dem Freiheitsplatz Ryburg, am 2. Faisse beim Restaurant Central und am 3. Faisse beim Hotel Adler.

1952
Seit diesem Jahr wird die heute noch gültige Proklamation durch den Bürkligeist verlesen. Ausserdem wird in diesen Jahren jeweils ein Eierlesen in den Sommermonaten durchgeführt.

1959
Am 4. Juli wird der Narrenbrunnen auf dem Freiheitsplatz in Ryburg eingeweiht. Die Eröffnung und Verbrennung der Fasnacht finden noch heute rund um den Brunnen statt.

1965
Beitritt zur Vereinigung Hochrheinischer Narrenzünfte (VHN), welche 1964 gegründet wurde.

1968
Das erste VHN-Narrentreffen fand am 10./11. Februar in Ryburg statt und endete in der MANOR-Spedition. Weitere Narrentreffen wurden in den Jahren 1973, 1978, 1983, 1989, 1996, 2002, 2008, 2014 und 2020 durchgeführt.

1970
Knapp 20 Jahre nach der ersten Abstimmung darüber, wurde die erste Plakette in Gold, Silber und Bronze produziert. Dies in der Ausführung, wie wir sie heute noch kennen.

1971
Die Fasnachtzunft Ryburg wird Mitglied des Zentralschweizerischen Tambouren- und Pfeiferverbandes.

1986
Es erfolgte der Antrag an die Generalversammlung, zukünftig auch Frauen aufzunehmen. Nach langer Diskussion wurde dem Antrag zugestimmt und es traten am 19. September die ersten weiblichen Mitglieder in die Zunft. Ausserdem führte der Verein das Zentralschweizerische Jungtambouren- und Pfeiferfest in Möhlin durch (nochmalige Organisation 1999 und 2016). Die Tambouren der Fasnachtzunft Ryburg sind sehr erfolgreich. Bisher wurden 20 Militärtambouren ausgebildet und an etlichen Tambourenfesten konnten die Ryburger Kranzauszeichnungen sowohl im Einzel als auch in der Sektion nach Hause bringen. Sogar Festsiege und 3 Schweizermeistertitel konnten abgeräumt werden.

Inzwischen zählt die Fasnachtzunft Ryburg rund 100 Aktiv- und 180 Passivmitglieder und sorgt jährlich für eine närrische Zeit im Dorf. Die Bräuche werden noch heute gelebt und die Geselligkeit und Kameradschaft gepflegt.